Laut Gesundheitsatlas leiden 10,92 % der Deutschen an Adipositas. Da die Dunkelziffer allerdings hoch ist, sind vermutlich mehr Menschen betroffen. Doch nicht bei allen ist die Krankheit gleich stark ausgeprägt. Wir erklären, wie die Gradeinteilung der Adipositas funktioniert und wie sich die Behandlung je nach Stadium unterscheidet.
Ein kurzer Überblick mit Fakten zu den Adipositas Graden
Erfahren Sie mehr zu der Vorstufe von Adipositas
Übersicht der einzelnen Adipositas Grade und deren Symptome
Behandlungsmöglichkeiten für Adipositas Grad I
Behandlungsmöglichkeiten für Adipositas Grad II und III
Häufige Fragen zum Thema Adipositas
Grade der Adipositas: Das Wichtigste in Kürze
Der BMI ist maßgeblich zur Abgrenzung der Adipositas-Stufen. Adipositas beginnt ab einem BMI von 30 (Grad 1). Patienten und Patientinnen mit schwerer Adipositas haben einen BMI über 35 (Grad 2). Extreme Adipositas beginnt bei einem BMI von 40 (Grad 3).
Je stärker das Übergewicht ausgeprägt ist, desto mehr ist die Lebensqualität eingeschränkt und desto höher sind die Risiken für ernste Folgeerkrankungen.
Bereits eine moderate Gewichtsreduktion macht einen Unterschied. Eine Ernährungsumstellung und regelmäßige Bewegung bilden die Grundlage. Bei fortgeschrittener Adipositas sind auch endoskopische oder chirurgische Eingriffe notwendig.
Präadipositas vs. Adipositas
Übergewicht entsteht, wenn ein Mensch mehr Kalorien zu sich nimmt, als er braucht. Dabei spielen Veranlagung, das soziale Umfeld und psychologische Faktoren eine Rolle. Im Gegensatz zu Übergewicht (Präadipsoitas, BMI bis 29,9) gilt Adipositas jedoch als chronische Erkrankung, die auf jeden Fall behandlungsbedürftig ist.
Adipositas ist definiert als eine über das Normalmaß hinausgehende Vermehrung von Körperfett (BMI über 30). Im Volksmund wird sie auch als „starkes Übergewicht“ oder „Fettleibigkeit“ bezeichnet. Krankhaftes Übergewicht kann mit erheblichen gesundheitlichen Risiken und chronischen Komplikationen wie Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Gelenkproblemen verbunden sein. Adipositas kann die Lebenserwartung um mehrere Jahre senken!
Der Körperfettanteil ist bei Adipositas deutlich höher als bei Übergewicht, was zu systemischen Entzündungen und Organbelastungen führen kann. Übergewicht hingegen beschreibt ein geringeres Maß an überschüssigem Körperfett, das zwar ein Risikofaktor für bestimmte Krankheiten ist, aber nicht zwangsläufig zu den schweren gesundheitlichen Problemen führt, die mit Adipositas assoziiert sind.
Adipositas-Grade im Überblick
Welcher Adipositas-Grad bei Ihnen vorliegt, hängt von Ihrem BMI ab. Mit unserem BMI-Rechner können Sie Ihren Adipositas-Grad schnell und einfach bestimmen:
Adipositas Grad 1: BMI 30 – 34,9
Fettleibigkeit ersten Grades kann bereits gesundheitliche Nebenwirkungen haben.
Mögliche Symptome:
- Kurzatmigkeit
- vermehrtes Schwitzen
- Müdigkeit
- Rückenschmerzen
- Gelenkbeschwerden
Frauen und Männer mit Adipositas 1. Grades können auch ein erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, erhöhten Blutzucker und Schlafstörungen haben. Die Symptome sind in diesem Stadium weniger ausgeprägt, können jedoch die Lebensqualität beeinträchtigen und das Risiko für schwerwiegendere Gesundheitsprobleme erhöhen, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Das Sterblichkeitsrisiko ist laut Leitlinie bei Adipositas Grad 1 um 44 % höher als bei einem normalgewichtigen Menschen. Es lohnt sich also, etwas dagegen zu unternehmen!
Adipositas Grad 2: BMI 35 – 39,9
Männer und Frauen mit Adipositas Grad 2 haben in der Regel stärkere Symptome. Hier ist das Risiko für ernste Gesundheitsprobleme höher als bei Adipositas Grad 1.
Zu möglichen Symptomen gehören:
- starke Kurzatmigkeit
- anhaltende Gelenk- und Rückenschmerzen
- chronische Müdigkeit
- Gelenkbeschwerden
Adipositas Grad 2 kann ernste Folgen haben. Zusätzlich erhöht sich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck und andere Stoffwechselstörungen.
Diese Symptome können die Lebensqualität erheblich einschränken und erfordern medizinische Intervention, um das Risiko schwerwiegender Komplikationen zu reduzieren. Laut Leitlinie ist das Sterblichkeitsrisiko bei Adipositas Grad 2 um 97 % erhöht.
Adipositas Grad 3: BMI ≥ 40
Adipositas Grad 3 ist die schwerste Form dieser chronischen Erkrankung und wird auch als „Adipositas permagna“ bezeichnet. Frauen und Männer mit Adipositas Grad 3 sind in ihrer Lebensqualität häufig stark eingeschränkt.
Mögliche Symptome sind:
- extreme Kurzatmigkeit schon bei geringer Anstrengung
- starke Gelenk- und Rückenschmerzen
- anhaltende Müdigkeit
- Schlafapnoe
- Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten
Bevölkerungsanteil Deutschland (in %) mit Übergewicht/Adipositas
In Anlehnung an Statista
Zudem steigt das Risiko für Folgeerkrankungen wie Herzinsuffizienz, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Atemprobleme und bestimmte Krebsarten erheblich. Eine medizinische Behandlung ist dringend erforderlich.
Menschen mit Adipositas Grad 3 haben laut Leitlinie ein um 173 % erhöhtes Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zu Normalgewichtigen.
Grafik in Anlehnung an den Übergewicht und Adipositas Bericht des RKIs
Wenn sich Adipositas verschlimmert: Von Grad 1 zu Grad 3
Meist entwickelt sich die Adipositas schleichend: Über Jahre oder Jahrzehnte nehmen die Fettdepots spürbar zu. Meist beginnt der Gewichtszuwachs zwischen 30 und 60 Jahren, wenn die Betroffenen weniger Zeit für Sport haben oder bestimmte Erkrankungen entwickeln. Sofern keine effektiven Maßnahmen ergriffen werden, kann die chronische Erkrankung immer weiter fortschreiten. Eine Behandlung ist deshalb so wichtig, weil sie sich positiv auf die meisten Folgeerkrankungen auswirkt.
Stadiengerechte Behandlung von Adipositas Grad 1, 2 und 3
Meist folgt das Behandlungskonzept einem Stufenplan: Zunächst versuchen wir mit konservativen oder minimalinvasiven Verfahren, Ihnen bei der Reduktion Ihres Übergewichts zu helfen. Bleibt der Erfolg aus oder liegt bereits eine fortgeschrittene Adipositas vor, kommen chirurgische Verfahren in Betracht. Mitwirken müssen Sie allerdings immer, denn eine Ernährungsumstellung und ausreichend Bewegung sind eine wichtige Voraussetzung, um Ihr Wunschgewicht dauerhaft zu halten. Ohne geht es nicht!
Was tun bei Adipositas Grad 1?
Hier stehen meist Lebensstiländerungen wie gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung im Vordergrund. Psychologische Unterstützung und Verhaltensänderungen können ebenfalls hilfreich sein, um die überschüssigen Pfunde abzubauen. Mehr Informationen über unsere Basistherapie erfahren Sie hier.
Bei Adipositas Grad 1 bietet sich auch ein Magenballon an. Diese Behandlungsmethode ist eine Option, wenn andere Maßnahmen gescheitert sind. Die Behandlung kommt ganz ohne Schnitte aus. Dabei wird ein Silikonballon in den Magen eingebracht und mit Wasser gefüllt, damit er ein schnelleres Sättigungsgefühl erzeugt. Nun kann sich der Patient oder die Patientin an kleinere Portionen gewöhnen, dadurch abnehmen und so auch leichter Sport treiben. Nach 6 bis 12 Monaten wird der Ballon wieder entfernt. Im Idealfall haben sich die neuen Gewohnheiten so verfestigt, dass die Betroffenen ihr Gewicht halten können. Mehr über den Magenballon erfahren Sie hier.
Eine Alternative ist Endosleeve, eine neuartige Form der Magenverkleinerung ohne OP. Sie kommt infrage, wenn Lebensstilumstellungen und auch der Magenballon keine befriedigende Wirkung gezeigt haben. Bei Endosleeve wird der Magen im Rahmen einer Magenspiegelung von innen zu einer Art „Schlauch“ oder „Sack“ geformt, um die Nahrungsaufnahme zu begrenzen. Dadurch sind Sie schneller satt und der Hunger setzt später ein.
Eine klassische Adipositas-Operation wird bei Adipositas Grad 1 nur im Ausnahmefall durchgeführt, etwa wenn schwere Begleiterkrankungen vorliegen und andere Maßnahmen nicht greifen.
Quelle: Boston Scientific EMEA, Prof. Horbach über Endosleeve Verfahren – Anke berichtet über ihre Erfahrungen nach der OP bei Viszera
Behandlung von Adipositas Grad 2 und 3: Was tun?
Ernährungspläne und Sport reichen bei Adipositas Grad 3 und 2 oft nicht mehr aus, um ein gesundes Körpergewicht zu erreichen. Auch ein Magenballon ist bei Frauen und Männer mit Adipositas 2. und 3. Grades leider keine Option mehr. Aber auch im fortgeschrittenen Stadium können wir helfen: Chirurgische Maßnahmen sind zwar mit Operationsrisiken verbunden, haben sich aber bei vielen Patienten und Patientinnen bewährt.
Bei einem Magenbypass wird der Magen verkleinert und der Dünndarm umgeleitet. So lässt sich die Nahrungsaufnahme reduzieren, was zu schnellem Gewichtsverlust führen kann. Bei einem Schlauchmagen dagegen wird der Magen auf die Größe eines Schlauchs verkleinert, um damit er nur kleine Portionen fassen kann.
Hilfe bei Adipositas Grad 1, 2 und 3
Gerne sind wir für Sie da, wenn Sie endlich Ihr Gewicht reduzieren möchten. Wir sind auf Patienten wie Sie spezialisiert und routiniert in Diagnostik und Behandlung.
Adipositas-Spezialisten bei Viszera Adipositas-Zentrum in München
Dr. Richard Merkle
Adipositas Spezialist und Facharzt für Chirurgie
Standorte: München & Schondorf
Kassenzulassung: gesetzlich & privat
Prof. Dr. Thomas Horbach
Adipositas Spezialist und Facharzt für Chirurgie
Standorte: München & Schwabach
Kassenzulassung: privat
„Als Arzt mit langjähriger Erfahrung in der Adipositaschirurgie ist es mir nicht nur wichtig, moderne Methoden zum Wohle meiner Patienten zu nutzen, sondern auch die persönlichen Umstände in den Blick zu nehmen. Mit geeigneten Maßnahmen und viel Empathie möchten mein Team und ich Sie auf dem Weg zu einem gesunden Gewicht begleiten.“
Dr. med. Richard Merkle, Ärztlicher Leiter bei Viszera München
Stimmen unserer Patienten
Häufig gestellte Fragen rund um Adipositas
Was ist der Unterschied zwischen Übergewicht und Adipositas?
Übergewicht und Adipositas unterscheiden sich durch den Body-Mass-Index (BMI). Übergewicht bezeichnet einen BMI von 25 bis 29,9, während Adipositas bei einem BMI von 30 oder höher vorliegt. Adipositas ist eine schwerere Form von Übergewicht und erhöht das Risiko für gesundheitliche Probleme wie etwa das Metabolische Syndrom.
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder und Jugendliche immer häufiger betroffen. Jedes dritte Kind ist übergewichtig oder adipös! So ist Adipositas mittlerweile auch ein gesellschaftlich wichtiges Thema geworden.
Was sind die Symptome von Adipositas?
Mögliche Symptome von Adipositas umfassen übermäßige Fettansammlung, Kurzatmigkeit, Gelenkschmerzen, Müdigkeit und eingeschränkte Beweglichkeit. Begleiterscheinungen können Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Schlafapnoe und ein erhöhtes Risiko für Herzkrankheiten sein. Psychische Belastungen wie Depressionen oder geringes Selbstwertgefühl sind ebenfalls häufig. Adipositas sollte auf jeden Fall behandelt werden!
Wie viele Kilo bringen Menschen mit Adipositas Grad 3 auf die Waage?
Wie viel Gewicht Menschen mit Adipositas Grad 3 auf die Waage bringen, hängt von der Körpergröße ab. Einen BMI von 40 oder mehr haben beispielsweise Menschen, die 116 Kilogramm wiegen und 1,70 cm groß sind. Bei einer Größe von 1,80 cm müssten es 130 Kilo sein, bei einer Größe von 1,90 bereits 144 Kilo. Wer Adipositas Grad 3 hat, sollte eine Therapie beginnen, um ernste gesundheitliche Folgen zu vermeiden. Bei starkem Übergewicht (Grad 3) unterstützt Sie auch Ihre Krankenkasse!
Kann man mit Adipositas abnehmen?
Ja. Erfolgreiche Strategien beinhalten eine Kombination aus gesunder Ernährung, regelmäßiger Bewegung, Verhaltensänderungen und gegebenenfalls medizinischer Unterstützung. In schweren Fällen können auch chirurgische Eingriffe wie Magenbypass oder Schlauchmagen in Betracht gezogen werden, um den Gewichtsverlust zu fördern. Je früher Sie mit der Gewichtsreduktion beginnen, umso besser!
Wer hilft mir bei Adipositas?
Bei Adipositas können zunächst Hausärzte, Ernährungsberater, Psychologen und Bewegungstherapeuten helfen. In schweren Fällen können spezialisierte Adipositaszentren oder Chirurgen in Erwägung gezogen werden, um eine umfassende Behandlung zu gewährleisten. Auch bei Adipositas Grad 1, die mit schweren Begleiterkrankungen einhergeht, kann eine viszeralchirurgische Intervention angezeigt sind.
Welche Therapie gibt es bei Adipositas?
Therapien bei Adipositas umfassen Ernährungsumstellung, gesteigerte körperliche Aktivität, Verhaltenstherapie und bei Bedarf endoskopische Verfahren. In schweren Fällen können auch chirurgische Eingriffe wie Magenbypass oder Schlauchmagen erwogen werden. Eine individuelle Therapieplanung durch ein interdisziplinäres Team ist entscheidend für den langfristigen Erfolg.
Kann man Adipositas heilen?
Adipositas kann nicht vollständig geheilt, aber erfolgreich behandelt und kontrolliert werden. Mit einer langfristigen Änderung des Lebensstils, einschließlich gesunder Ernährung und regelmäßiger Bewegung, sowie gegebenenfalls medizinischer Unterstützung, kann das Gewicht dauerhaft reduziert und die Gesundheit deutlich verbessert werden. Bereits ein moderater Gewichtsverlust verringert das Risiko für Begleiterkrankungen!
Ich habe Präadipositas: Was kann ich tun?
Ein ganzheitlicher Ansatz ist empfehlenswert, um Übergewicht nachhaltig zu reduzieren. Gelingt eine Ernährungsumstellung nicht auf Anhieb, kann eine Ernährungsberatung sinnvoll sein. Hier lernen Sie beispielsweise, Impulskäufe zu vermeiden und mit kleinen Schritten dauerhafte Veränderungen einzuleiten. Auch körperliche Aktivität ist wichtig.